Auf dem ehemaligen Rieter-Areal in Winterthur-Töss, das heute als Vitus-Areal bekannt ist, sollen rund 3000 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Eigentümerin Allreal hat bereits wichtige Mieter wie die Landi gewonnen, die 2025 eine grosse Filiale eröffnen wird. Gleichzeitig laufen Verhandlungen mit Unternehmen aus zukunftsträchtigen Branchen wie Robotik, Aviatik und der Rüstungsindustrie.
Die Transformation eines historischen Standorts
Das 75’000 Quadratmeter grosse Vitus-Areal in Winterthur-Töss befindet sich in einer Phase des tiefgreifenden Wandels. Wo früher die Maschinen der Firma Rieter produzierten, entsteht ein neues Zentrum für Gewerbe und Industrie. Die Allreal Generalunternehmung AG, die das Gelände vor einem Jahr erworben hat, verfolgt das Ziel, hier bis zu 3000 Arbeitsplätze anzusiedeln.
Erste Schritte zur Belebung des Areals sind bereits getan. Die Schweizerische Textilfachschule (STF) ist mit rund 400 Studierenden und 50 Lehrkräften eingezogen und bringt täglich Leben auf das Gelände. Auch das neue Entwicklungszentrum von Sulzer, das im Juni eröffnet wurde, hat bereits rund 20 neue Stellen geschaffen.
Vom Industrieerbe zur Zukunftswerkstatt
Das Vitus-Areal war über Jahrzehnte ein zentraler Produktionsstandort der Rieter AG, einem traditionsreichen Winterthurer Unternehmen. Die Umnutzung solcher Industriebrachen ist eine grosse Chance für die Stadtentwicklung, da sie Raum für Innovation und neue Arbeitsplätze schafft, ohne neue Flächen versiegeln zu müssen.
Landi kehrt als Frequenzbringer zurück
Ein wichtiger Meilenstein für das Areal ist die geplante Eröffnung einer Landi-Filiale im kommenden Jahr. Die Filiale wird eine Fläche von 3000 Quadratmetern umfassen und ein Vollsortiment anbieten. Projektleiter Thorsten Eberle von Allreal sieht in der Landi einen wichtigen "Magneten", der nicht nur das Quartier Töss, sondern die ganze Region anziehen soll.
Die Ansiedlung markiert eine Rückkehr der Landi nach Winterthur, nachdem die letzte Filiale an der Schaffhauserstrasse im Jahr 2011 geschlossen wurde. Mit der Neueröffnung werden voraussichtlich zwischen 15 und 30 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Werbeplanen auf dem Areal kündigen die baldige Ankunft bereits an.
Zahlen zum Vitus-Areal
- Gesamtfläche: 75’000 Quadratmeter
- Geplante Arbeitsplätze: 3’000
- Landi-Filiale: 3’000 Quadratmeter, Eröffnung 2025
- Neue Mieter: Schweizerische Textilfachschule (STF), Sulzer-Entwicklungscenter
Verhandlungen mit Zukunftsbranchen laufen
Obwohl bereits Fortschritte erzielt wurden, ist der Weg zu den angestrebten 3000 Arbeitsplätzen noch weit. "Den grossen Ankermieter suchen wir noch. Aber wir sind dran. Die Verhandlungen laufen", erklärt Thorsten Eberle. Er zeigt sich optimistisch und spricht von "sehr spannenden Interessenten".
Im Fokus der Gespräche stehen Firmen aus hochtechnologischen Sektoren. Insbesondere die Bereiche Robotik und Aviatik, speziell die Drohnentechnologie, gelten als vielversprechende Kandidaten. Eberle bezeichnet diese als "Boombranche" und sieht grosses Potenzial für die Entwicklung auf dem Vitus-Areal.
Ein möglicher Aviatik-Cluster entsteht
Die Nähe zum Center of Aviation der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) bietet laut Eberle eine hervorragende Grundlage für die Schaffung eines kleinen Technologie-Clusters. "Wir haben hier Platz für die Entwicklung und für die Produktion", betont er. Dies könnte Spin-offs und etablierte Unternehmen aus der Luftfahrtbranche anziehen.
Rüstungsindustrie als potenzieller Mieter
Ein weiterer Sektor, der grosses Interesse am Vitus-Areal zeigt, ist die Rüstungsindustrie. Angesichts der weltweit steigenden Verteidigungsausgaben sehen viele Schweizer Unternehmen Wachstumschancen. Diese Entwicklung wird durch politische Debatten in Bern zusätzlich befeuert.
"Man wartet gespannt auf einen Entscheid aus Bern."
Der Ständerat hat im Juni einer Lockerung des Kriegsmaterialgesetzes zugestimmt, die Exporte erleichtern würde. Die zuständige Kommission im Nationalrat wird das Geschäft nach der Herbstsession beraten. Laut Eberle stehen Rüstungsfirmen bereits in den Startlöchern und warten auf eine endgültige politische Entscheidung.
Konkrete Namen nennt der Projektleiter nicht, deutet aber an, dass der Bereich "Panzerfahrzeuge" ein möglicher Zweig sei, der sich in Winterthur ansiedeln könnte. Spekulationen über eine Expansion der Thurgauer Firma General Dynamics European Land Systems-Mowag GmbH bleiben bisher unbestätigt, da das Unternehmen auf eine Anfrage nicht reagierte.
Ein Café für das neue Quartierleben
Neben grossen Industrie- und Gewerbeansiedlungen wird auch an die Aufenthaltsqualität auf dem Areal gedacht. Im ehemaligen Portierhäuschen planen vier Winterthurer die Eröffnung eines kleinen Cafés mit dem Namen Kafi Frosch. Es soll ein Ort der Begegnung werden, an dem Kaffee und Gipfeli verkauft werden und das neue Leben auf dem Areal spürbar wird.





