Der Stadtteil Neuhegi in Winterthur soll eine neue Identität erhalten und sich von einem anonymen zu einem lebendigen Quartier entwickeln. Eine neu gegründete Interessengemeinschaft (IG Neuhegi) setzt sich dafür ein, das Gebiet als eigenständige Marke mit dem Motto «Alles. Ganz nah.» zu etablieren. Dies geht aus einer Medienmitteilung der Stadt hervor.
Die Initiative zielt darauf ab, die Bekanntheit von Neuhegi zu steigern und die lokale Wirtschaft zu stärken. Trotz moderner Bauten und einer Entwicklung über 15 bis 20 Jahre hinweg hat Neuhegi bisher keinen ausgeprägten Quartiercharakter entwickelt. Viele Geschäfte und Cafés, die sich in den Erdgeschossen ansiedelten, schlossen aufgrund geringer Kundenfrequenz wieder.
Wichtige Punkte
- Neuhegi soll eine eigenständige Identität entwickeln und als Marke positioniert werden.
- Eine neue Interessengemeinschaft (IG Neuhegi) koordiniert die Massnahmen.
- Institutionelle Anleger finanzieren den digitalen Auftritt der IG.
- Lokale Geschäfte präsentieren sich mit Kurzvideos auf Social Media.
- Die Stadt Winterthur beteiligt sich finanziell und mit der Halle 710 für Veranstaltungen.
Neuhegis Weg zur Marke
Der jüngste Stadtteil Winterthurs, Neuhegi, soll sich von seinem bisherigen Image lösen. Lange Zeit wurde das Gebiet als zweites Stadtzentrum beworben, entwickelte aber eher einen Schlafdorfcharakter. Moderne, aber anonyme Wohnüberbauungen prägen das Bild. Die fehlende Seele des Quartiers soll nun durch gezielte Massnahmen geschaffen werden.
Die IG Neuhegi wurde gegründet, um diesen Wandel voranzutreiben. Ein Anstoss dafür war eine Bestandsaufnahme im Quartier, die von der Immobilien-Dienstleisterin Wincasa im Auftrag der Stadt durchgeführt wurde. Die Empfehlung der Analyse war die Gründung einer Interessengemeinschaft, um die verschiedenen Eigentümer der Überbauungen zu vernetzen und an einen Tisch zu bringen.
Digitale Präsenz und lokale Förderung
Die Finanzierung des externen Auftritts der IG Neuhegi übernehmen hauptsächlich institutionelle Anleger wie Banken und Versicherungen. Der Auftritt erfolgt über eine eigene Website, WhatsApp und verschiedene Social-Media-Kanäle. Ziel ist es, das bestehende Gewerbe sichtbar zu machen.
«Damit das Angebot im und übers Quartier hinaus bekannter wird und eine persönliche Note bekommt», sagt Ronny Hofmann von der Wincasa AG.
Wincasa übernimmt die Geschäftsführung der IG Neuhegi. Lokale Anbieter, vom Pizzabäcker über Beautystudios bis zum Asia-Laden, stellen sich in Kurzvideos vor. Diese Videos sollen die Vielfalt des Angebots hervorheben und eine persönliche Verbindung zu den Kunden aufbauen.
Faktencheck
- Die ersten Wohnüberbauungen in Neuhegi entstanden vor 15 bis 20 Jahren.
- Rund 3000 Personen leben aktuell in Neuhegi.
- Die Stadt Winterthur steuert als Passivmitglied 5000 Franken pro Jahr zur IG Neuhegi bei.
Vernetzung der Akteure und Quartierentwicklung
Ein weiteres Ziel der IG ist die Vernetzung der Eigentümer. Ronny Hofmann betont, dass der Informationsaustausch über Mieterwechsel wichtig ist. So kann ein optimaler und nachhaltiger Ladenmix im gesamten Quartier sichergestellt werden. Aktuell fehle beispielsweise noch ein Detailhändler für den täglichen Bedarf, so Hofmann, der selbst lange in Neuhegi wohnte.
Die Stadt Winterthur beteiligt sich als Passivmitglied mit jährlich 5000 Franken. Ihr gehört die Halle 710, die eine zentrale Rolle im neuen Konzept spielen soll. Dort sollen Events stattfinden, die zur Belebung des Quartiers beitragen.
«Auch uns ist es wichtig, dass sich die Leute mit Neuhegi identifizieren. Es soll sinnbildlich für die 'Stadt der kurzen Wege' stehen», erklärt Fritz Zollinger vom Amt für Stadtentwicklung.
Die Halle 710 im Eulachpark ist bereits Schauplatz von Veranstaltungen, wie der Jungkunst. Solche Events sollen neue Impulse für Neuhegi setzen und die Anziehungskraft des Quartiers erhöhen.
Hintergrundinformationen
Neuhegi wurde als moderner Stadtteil konzipiert. Es sollte ein urbanes Zentrum mit vielfältigen Angeboten werden. Die Realität zeigte jedoch, dass die gewünschte Lebendigkeit und Identifikation der Bewohner nur schwer zu erreichen waren. Viele Erdgeschossflächen blieben leer oder wurden nach kurzer Zeit wieder aufgegeben, da die Kundenfrequenz zu gering war. Die Gründung der IG Neuhegi ist ein strategischer Versuch, diese Entwicklung umzukehren.
Zukünftige Projekte und Herausforderungen
In Neuhegi leben derzeit etwa 3000 Menschen. Trotz der bestehenden Bebauung gibt es noch grosse, unbebaute Brachflächen, beispielsweise gegenüber dem Bahnhof Hegi. Hier sind weitere Entwicklungen geplant. Die Versicherung Swiss Life plant beispielsweise ein 40 Meter hohes Hochhaus. Dieses soll 140 Mietwohnungen und Studentenzimmer beherbergen, aber auch Gewerbeflächen umfassen.
Andere Projekte stehen jedoch auf wackeligen Füssen. Der von der Baufirma Steiner AG angekündigte Laborpark scheint ins Stocken geraten zu sein. Vor einem Jahr war das Unternehmen noch immer auf Investorensuche.
Die IG Neuhegi ist vorerst als Pilotprojekt für drei Jahre angelegt. Die Stadtverwaltung hofft, dass sich zukünftige Eigentümer den Initiativen anschliessen. Dadurch soll eine Eigendynamik entstehen, die die Entwicklung des Quartiers nachhaltig fördert.
Verworfene Ideen und neue Chancen
Das Amt für Stadtentwicklung hat in den vergangenen Jahren verschiedene Ansätze zur Belebung Neuhegis geprüft. Dazu gehörte die Umnutzung leerstehender Industriebauten entlang der Sulzerallee. Eine Idee war, den Röntgenbunker an der Ecke Else-Züblin-Strasse in einen Nachtclub oder eine Sportanlage umzuwandeln. Auch im Kesselhaus, der ehemaligen Heizzentrale des Industrieareals, waren Kletterwände eine Option.
Diese Pläne wurden jedoch wieder verworfen. Laut Fritz Zollinger wäre der Aufwand für eine Umnutzung des Röntgenbunkers unverhältnismässig hoch gewesen. Beim Kesselhaus hat das Stadtwerk eigene Pläne im Rahmen des Aufbaus eines neuen Wärmeverbunds.
Dennoch gibt es positive Entwicklungen: Im ehemaligen Lagergebäude an der Sulzerallee 1 bis 3 entsteht eine neue Trainingshalle für Unihockeyvereine. Die Baubewilligung hierfür liegt bereits vor. Dies ist ein konkretes Beispiel für die Schaffung neuer Freizeitangebote im Quartier.
- Umnutzungsideen für Industriebauten: Nachtclub, Sporttempel, Kletterhallen.
- Gründe für die Ablehnung: unverhältnismässiger Aufwand, anderweitige Nutzung durch Stadtwerk.
- Konkrete Umsetzung: Neue Trainingshalle für Unihockeyvereine an der Sulzerallee 1-3.





