Rund 120 Einwohnerinnen und Einwohner des Winterthurer Quartiers Töss haben an der Veranstaltung «Blickpunkt Töss» teilgenommen. Sie stellten dem gesamten Stadtrat Fragen zu aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Quartier. Die Diskussionen reichten von Umweltschutzmassnahmen für Frösche bis hin zu grossen Bauprojekten.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Winterthurer Stadtrat beantwortete Fragen der Tössemer Bevölkerung.
- Schule, Verkehr und Bauprojekte sind zentrale Themen in Töss.
- Der Schutz von Amphibien auf dem Rossberg ist ein Anliegen der Anwohner.
- Grosse Infrastrukturprojekte wie «Mehrspur» werden das Quartier prägen.
Stadtrat im «gallischen Dorf» Töss
Die Veranstaltung «Blickpunkt Töss» fand im reformierten Kirchgemeindehaus statt. Stadtpräsident Michael Künzle eröffnete den Abend. Er betonte, dass Töss die Stadtverwaltung stets fordere. Moderatorin Monika Imhof bezeichnete Töss als «gallisches Dorf» Winterthurs. Dies unterstreicht den Ruf des Quartiers als klein, aber wehrhaft und gut organisiert, insbesondere durch die Tösslobby.
Die sieben Stadträtinnen und Stadträte stellten sich den direkten Fragen der Bürger. Eine spürbare Ehrfurcht prägte die Atmosphäre. Die Bevölkerung zeigte grosses Engagement für lokale Anliegen. Die aktive Teilnahme der Tössemerinnen und Tössemer war während des gesamten Abends sichtbar.
Zahlen und Fakten
- 120 Teilnehmer: So viele Tössemerinnen und Tössemer nahmen am «Blickpunkt Töss» teil.
- 7 Stadträte: Das gesamte Gremium war anwesend, um Fragen zu beantworten.
- 50+ Fragen: Mehr als 50 Fragen wurden live über einen QR-Code eingereicht.
Grossbaustelle «Mehrspur» und SBB-Projekt
Ein Hauptthema des Abends war das SBB-Projekt «Mehrspur», auch bekannt als Brüttener Tunnel. Urs Honold von den SBB präsentierte das Grossprojekt. Dieses wird das Quartier Töss in den kommenden zehn Jahren stark beeinflussen. Die Arbeiten sollen bereits im nächsten Jahr beginnen.
Ein neues Tunnelportal entsteht in Töss, nahe der Storchenbrücke. Die Tössemer Bevölkerung hat sich im Vorfeld aktiv in die Planung eingebracht. Sie konnten Teilerfolge erzielen. Zum Beispiel bleibt der Bahnhofplatz rund um den Güterschuppen am Wochenende nutzbar. Auch die Dammbrücke bleibt während der Bauzeit befahrbar.
«Der Austausch mit den SBB war angenehm. Man fühlt sich gehört und kann auf Augenhöhe diskutieren», sagte Moderatorin Monika Imhof.
Dieses Engagement zeigt, wie wichtig den Anwohnern die Gestaltung ihres Quartiers ist. Die SBB-Vertreter nahmen die Anliegen ernst. Dies führte zu konstruktiven Lösungen. Der Bau des Tunnels wird eine erhebliche Belastung für das Quartier darstellen. Dennoch sieht man Chancen für eine positive Entwicklung.
Umweltschutz für Amphibien und Verkehrssicherheit
Ein unerwartetes, aber wichtiges Thema war der Schutz von Amphibien. Jedes Jahr wandern fast 30'000 Frösche und Kröten vom Rossberg zu den Laichplätzen auf dem Golfplatz. Dabei müssen sie gefährliche Strassen überqueren. Traditionell helfen Schutzzäune und Eimer, die Tiere sicher zu den Laichgewässern zu bringen. Froschrettungstrupps sammeln die Tiere ein und transportieren sie.
Die Frage nach einer Verlängerung dieser Schutzzäune ging an Stadtrat Stefan Fritschi. Er erklärte, dass dafür das Einverständnis des privaten Landeigentümers nötig sei. Dieses stehe derzeit noch aus. Immerhin wird während der Wanderzeit die Geschwindigkeit auf der betroffenen Strasse auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert. Dies ist eine wichtige Massnahme zur Unfallprävention für die Amphibien.
Ein weiteres Anliegen war die Sicherheit der Veloroute. Viele Tössemerinnen und Tössemer empfinden diese als unsicher. Die Stadtverwaltung prüft hier Verbesserungen. Finanzvorsteher Kaspar Bopp sprach über die Sicherung von Landflächen. Er möchte verhindern, dass attraktive Flächen, die durch den Bau eines neuen Autobahntunnels frei werden, der Spekulation zum Opfer fallen. Die Stadt will durch aktive Wohnpolitik und mögliche Vorkaufsrechte für Gemeinden öffentliche Nutzungen sichern. Eine kantonale Volksabstimmung zu diesem Thema steht bevor.
Hintergrundinformationen
Töss ist ein historisch gewachsenes Quartier in Winterthur mit einer starken Gemeinschaft. Die «Tösslobby» ist eine Interessengemeinschaft, die sich aktiv für die Belange des Quartiers einsetzt. Diese Lobby spielt eine wichtige Rolle bei der Kommunikation zwischen Bevölkerung und Stadtverwaltung.
Das Projekt «Mehrspur» ist ein zentraler Bestandteil des Ausbaus der Bahninfrastruktur in der Schweiz. Es zielt darauf ab, die Kapazität des Bahnnetzes zu erhöhen und die Reisezeiten zu verkürzen. Für Winterthur bedeutet dies erhebliche Bauarbeiten und Anpassungen der lokalen Infrastruktur.
Zürcherstrasse und Schulraumplanung
Aus dem Publikum kamen zahlreiche Fragen, die live über QR-Codes eingereicht wurden. Eine Jury filterte die drängendsten Anliegen heraus. Ein wichtiges Thema war die Aufwertung der Zürcherstrasse. Baustadträtin Christa Meier erklärte, dass das Projekt in der Finalisierungsphase sei. Danach folgt ein Mitwirkungsverfahren. Geplant ist eine Tempo-30-Zone auf einem 250 Meter langen Abschnitt vor dem Zentrum Töss. Ein Mehrzweckstreifen soll Fussgängern und Velofahrern das Queren erleichtern. Der neue Richtplan sieht zudem eine Verdichtung entlang der Zürcherstrasse vor, mit bereits laufenden Projekten.
Die sogenannte Nägelsee-Fraktion fragte nach einem separaten Fussgängersteg. Dieser soll im Zuge der Sanierung der Metzgerbrücke abgerissen werden. Stadträtin Meier lehnte dies aus Platz- und finanziellen Gründen ab. Sie betonte jedoch, dass der neue Fussgängerübergang von der Fahrbahn abgetrennt sei und dort langsam gefahren werde. Diese Antwort stiess im Publikum auf Kopfschütteln. Die Anwohner zeigten sich unzufrieden.
Schulstadträtin Martina Blum informierte über die Schulraumplanung. Sie kündigte ein Pilotprojekt in Töss an, das Betreuung und Schule enger miteinander verbinden soll. Eine neue Dreifachturnhalle für Töss wird zudem in einer Machbarkeitsstudie geprüft. Dies sind positive Nachrichten für die Schulinfrastruktur im Quartier.
Eichliacker: Ein «Ausnahmequartier»
In kleineren Gruppen konnten die Bürger nach der allgemeinen Fragerunde spezifische Themen mit den Stadträten besprechen. Bei Stadträtin Meier kam die Frage nach der blauen Zone im Eichliackerquartier auf. Im Gegensatz zum Rest der Stadt wird Eichliacker «vorerst» keine flächendeckende blaue Zone erhalten. Es gilt als «absolutes Ausnahmequartier».
Der Grund dafür ist die verschachtelte, kleinteilige Wohnstruktur. Eine Einführung von blauen Parkfeldern nach Lehrbuch würde zu einem Mangel an Parkplätzen führen. Daher bleibt die aktuelle Regelung bestehen: Parkieren mit Karte ist auch ohne markiertes Feld erlaubt. Dies ist eine wichtige Information für die Bewohner des Quartiers.
Zum Abschluss des Abends erhielten die Stadträte als Dankeschön einen grasgrünen Schoggifrosch. Stadtpräsident Michael Künzle, der 2026 nach zwanzig Jahren aus der Regierung ausscheidet, bedankte sich bei den Tössemerinnen und Tössemern. Er wünschte ihnen «Alles Gute für die Zukunft!». Er betonte, dass das Quartier vor grossen Veränderungen stehe. Die Projekte «Winterthur-Süd» und «Mehrspur» werden für Töss eine grosse Herausforderung sein. Nach dem offiziellen Teil wurde beim Apéro weiterdiskutiert. Die Tösslobby sorgte für das leibliche Wohl.





