Die Grünliberalen (GLP) Winterthur haben eine Online-Petition gestartet, um Druck auf den Bundesrat auszuüben. Sie fordern eine höhere Priorisierung von drei zentralen Infrastrukturprojekten für die Stadtentwicklung: dem A1-Tunnel, dem Neubau des Bahnhofs Grüze-Nord und der Modernisierung des Bahnhofs Oberwinterthur. Anlass ist ein Bericht, der eine Realisierung des Autobahntunnels erst nach 2065 in Aussicht stellt.
Das Wichtigste in Kürze
- Die GLP Winterthur hat eine Petition lanciert, um wichtige Infrastrukturprojekte zu beschleunigen.
- Im Fokus stehen der A1-Tunnel, der Bahnhof Grüze-Nord und der Bahnhof Oberwinterthur.
- Ein ETH-Gutachten empfiehlt, den Bau des A1-Tunnels auf die Zeit nach 2065 zu verschieben.
- Die Projekte sind laut den Initianten entscheidend für die zukünftige Stadtentwicklung Winterthurs.
Bundesbern bremst Winterthurer Pläne
Ein Gutachten der ETH Zürich im Auftrag des Bundes hat in Winterthur für erhebliche Unruhe gesorgt. Der Bericht mit dem Titel «Verkehr ’45» bewertet die Dringlichkeit von Verkehrsprojekten in der ganzen Schweiz. Für Winterthur fiel das Ergebnis ernüchternd aus: Der geplante Ausbau der A1 mit dem sogenannten Ebnet-Tunnel erhielt eine tiefe Priorität.
Konkret bedeutet dies eine mögliche Verschiebung des Baus auf die Zeit nach 2065. Ursprünglich war die Fertigstellung für das Jahr 2042 anvisiert. Diese massive Verzögerung hat weitreichende Konsequenzen für die langfristige Stadtplanung und löste bei lokalen Politikern Besorgnis aus.
Hintergrund: Der Bericht «Verkehr ’45»
Das Gutachten der ETH Zürich wurde erstellt, um eine strategische Grundlage für zukünftige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur der Schweiz zu schaffen. Es analysiert Projekte nach Kriterien wie Nutzen, Kosten und Dringlichkeit. Die Empfehlungen des Berichts sind für den Bundesrat eine wichtige Entscheidungsgrundlage bei der Planung der nächsten Ausbauschritte.
Petition soll Zeichen nach Bern senden
Als Reaktion auf diese Entwicklung hat die GLP Winterthur die Online-Petition «Zukunft Stadtentwicklung – Bundesrat muss Infrastrukturprojekte in Winterthur höher priorisieren» ins Leben gerufen. Die Partei bezeichnet die tiefe Einstufung der drei Schlüsselprojekte als «für die Stadt Winterthur nicht akzeptabel».
Mit der Petition will die GLP den breiten Rückhalt in der Bevölkerung für die Projekte sichtbar machen und ein klares Signal an die Entscheidungsträger in Bern senden. Auch wenn eine Online-Petition primär ein symbolisches Instrument ist, soll sie den politischen Druck erhöhen.
«Die tiefe Priorisierung der drei Winterthurer Schlüsselprojekte durch den ETH-Bericht ist für die Stadt Winterthur nicht akzeptierbar», schreibt die GLP in ihrem Aufruf zur Petition.
Der A1-Tunnel als Herzstück der Stadtentwicklung
Besonders die Verschiebung des A1-Tunnels wiegt schwer. Das Projekt ist weit mehr als nur eine verkehrstechnische Massnahme. Es ist ein zentraler Baustein für die städtebauliche Weiterentwicklung im Süden der Stadt.
Durch die Verlagerung der Autobahn in den Untergrund würde im Stadtteil Töss eine grosse Fläche frei. Dies eröffnet die einmalige Chance, das heute durch die Autobahn zerschnittene Quartier neu zu gestalten. Geplant ist die Schaffung von neuem Wohn-, Gewerbe- und Freizeitraum. Der Stadtteil, oft als «Winterthur Süd» bezeichnet, würde eine massive Aufwertung erfahren.
Vom Transitraum zum Lebensraum
Die Überdeckung von Autobahnen ist ein bewährtes Mittel der Stadtreparatur. Sie reduziert nicht nur Lärm und Luftverschmutzung, sondern schafft auch wertvollen neuen Raum für Parks, Wohnungen und öffentliche Einrichtungen. Das Projekt in Töss könnte die Lebensqualität für Tausende von Anwohnern deutlich verbessern.
Bessere Anbindung für Dättnau
An das Tunnelprojekt gekoppelt sind weitere Verbesserungen. So ist eine zusätzliche Haltestelle für den öffentlichen Verkehr angedacht, um das Quartier Dättnau besser an das städtische Netz anzubinden. Eine Verzögerung des Tunnels würde auch diese Pläne auf Eis legen.
Breite politische Unterstützung
Die GLP steht mit ihrer Forderung nicht allein da. Auch andere politische Kräfte in der Stadt wollen die Herabstufung der Projekte nicht hinnehmen. Baustadträtin Christa Meier (SP) betonte bereits kurz nach Bekanntwerden der Nachricht aus Bern, dass man «dranbleiben» müsse.
Die Stadt plant nun, auf politischer Ebene gezielt Lobbyarbeit zu betreiben. Ein entsprechendes Konzept sei bereits in Planung. Ziel ist es, die Entscheidungsträger in Bundesbern vom grossen Nutzen der drei Projekte für die gesamte Region zu überzeugen.
- Die drei Kernforderungen der Petition:
- Schnellstmögliche Realisierung des A1-Tunnels bei Töss.
- Bau des lange geplanten Bahnhofs Grüze-Nord.
- Umfassende Modernisierung des Bahnhofs Oberwinterthur.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der politische Druck aus Winterthur ausreicht, um die Prioritätenliste des Bundes noch zu beeinflussen. Die Petition der GLP ist ein erster Schritt, um dem Anliegen in der Öffentlichkeit mehr Gewicht zu verleihen.





