Der Stadtrat von Illnau-Effretikon hat ein umfassendes Sparpaket vorgestellt, um die steigende Verschuldung der Stadt in den Griff zu bekommen. Trotz eines ausgeglichenen Budgets für 2026 und eines stabilen Steuerfusses von 113 Prozent wächst der Schuldenberg weiter an. Rund 100 Massnahmen sollen die Finanzen entlasten, während gleichzeitig grosse Investitionen in die Infrastruktur anstehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Stadtrat plant mit einem ausgeglichenen Budget für 2026, der Steuerfuss soll bei 113 Prozent bleiben.
- Ein Sparpaket mit rund 100 Massnahmen soll die jährlichen Ausgaben um 2,4 Millionen Franken senken.
- Trotz der Sparbemühungen werden die langfristigen Schulden bis Ende 2026 auf voraussichtlich 95 Millionen Franken ansteigen.
- Grosse Investitionen, wie der Bau des Feuerwehr- und Werkgebäudes, treiben die Ausgaben in die Höhe.
- Der Verkauf von städtischen Liegenschaften soll zusätzliche Mittel generieren und die Schuldenlast verringern.
Ein ausgeglichenes Budget mit wachsenden Schulden
Für das kommende Jahr 2026 präsentiert der Stadtrat von Illnau-Effretikon ein Budget, das auf den ersten Blick positiv erscheint. Mit erwarteten Einnahmen von rund 149,2 Millionen Franken und Ausgaben von 149 Millionen Franken ergibt sich ein leichter Überschuss von 120'000 Franken. Diese positive Entwicklung wird durch höhere Beiträge aus dem kantonalen Finanzausgleich und gestiegene Steuereinnahmen begünstigt.
Der kantonale Finanzausgleich spült zusätzliche 5,2 Millionen Franken in die Stadtkasse. Hinzu kommen Mehreinnahmen aus den ordentlichen Steuern von 3,1 Millionen Franken und eine Million Franken mehr aus den Grundstückgewinnsteuern. Diese Gelder ermöglichen es der Stadt, den Steuerfuss vorerst bei 113 Prozent zu belassen und gleichzeitig 4,5 Millionen Franken in die finanzpolitische Reserve einzulegen.
Was ist der kantonale Finanzausgleich?
Der Finanzausgleich ist ein Solidaritätsmechanismus, bei dem finanzstarke Gemeinden im Kanton Zürich einen Teil ihrer Mittel an finanzschwächere Gemeinden abgeben. Ziel ist es, die unterschiedliche Steuerkraft auszugleichen und sicherzustellen, dass alle Gemeinden ihre öffentlichen Aufgaben erfüllen können.
Doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine ernste finanzielle Herausforderung. In den letzten beiden Jahren sind die Ausgaben der Stadt jeweils um 10 Millionen Franken gestiegen, was den Cashflow belastet und die Schulden anwachsen liess. Trotz des ausgeglichenen Budgets steigt die langfristige Verschuldung weiter an. Bis Ende 2026 wird ein Schuldenberg von rund 95 Millionen Franken prognostiziert.
"Wir befinden uns aktuell nahe an der Grenze zur Schuldenbremse", erklärte Philipp Wespi, FDP-Stadtrat und Ressortvorsteher Finanzen, die angespannte Lage.
Das Sparpaket im Detail
Um der steigenden Verschuldung entgegenzuwirken, hat der Stadtrat ein Sparpaket mit rund 100 Einzelmassnahmen geschnürt. Diese sollen die jährlichen Ausgaben dauerhaft um 2,4 Millionen Franken senken. Der grösste Teil der Einsparungen wird im Bereich der Sachaufwände erzielt.
Dazu gehören tiefere Mietkosten in der Sozialhilfe sowie geringere Dienstleistungskosten im Asylwesen. Weitere Einsparungen sind beim Personalaufwand und durch Gebührenerhöhungen vorgesehen. Ein Grossteil dieser Massnahmen ist bereits beschlossen, doch das Parlament hat bei einem Volumen von 400'000 Franken noch ein Mitspracherecht.
Reduzierung von Investitionen als zentraler Hebel
Neben den laufenden Ausgaben sind es vor allem die grossen Investitionen, die die Stadtkasse belasten. Allein für das Jahr 2026 sind Nettoinvestitionen in Höhe von 40,1 Millionen Franken geplant. Der Stadtrat hat deshalb den Aufgaben- und Finanzplan überprüft und geplante Investitionen kritisch hinterfragt.
Im Vergleich zur Vorjahresplanung konnten so Einsparungen von rund 21 Millionen Franken erzielt werden. Dies gelang durch den Verzicht auf Projekte im Wert von 15,5 Millionen Franken. Dazu gehören unter anderem:
- Neuer Wohnraum für Geflüchtete in Illnau wird nicht realisiert.
- Energetische Massnahmen bei der Musikschule Effretikon werden in reduzierter Form umgesetzt.
- Ein Ersatzneubau für den Pavillon Watt wird gestrichen.
- Der geplante Radweg zwischen Illnau und Bisikon wird um mehrere Jahre verschoben.
Grosse Bauprojekte treiben Kosten in die Höhe
Trotz der Sparbemühungen stehen unaufschiebbare Grossprojekte an, die erhebliche finanzielle Mittel erfordern. Die beiden grössten Posten im Investitionsbudget 2026 sind der Neubau des Feuerwehr- und Werkgebäudes mit 16 Millionen Franken und die Schulraumerweiterung im Eselriet mit 7 Millionen Franken. Diese Projekte sind für die langfristige Entwicklung der städtischen Infrastruktur notwendig und können nicht aufgeschoben werden.
Investitions-Schwerpunkte 2026
Feuerwehr- und Werkgebäude: 16 Millionen Franken
Schulraumerweiterung Eselriet: 7 Millionen Franken
Gesamt-Nettoinvestitionen: 40,1 Millionen Franken
Um diese Ausgaben zu finanzieren, ist die Stadt auf die Aufnahme neuer Kredite angewiesen. Die Zinslast für diese Kredite wird im Jahr 2026 voraussichtlich 1,1 Millionen Franken betragen. Aktuell profitiert die Stadt von einem tiefen Zinsniveau, was die Belastung tragbar macht. Ein deutlicher Zinsanstieg könnte die Finanzplanung jedoch schnell aus dem Gleichgewicht bringen.
Verkauf von Liegenschaften soll Kasse füllen
Eine weitere Strategie zur Entlastung der Finanzen ist der Verkauf von städtischen Liegenschaften, die als strategisch nicht relevant eingestuft werden. Der Stadtrat erhofft sich dadurch Einnahmen von insgesamt 5,6 Millionen Franken. Folgende Immobilien stehen zur Diskussion:
- Das Landihaus in Illnau
- Das alte Gemeindehaus in Illnau
- Die ehemalige Kistenfabrik in Illnau
- Eine Liegenschaft an der Hagenacherstrasse in Effretikon
Für den Verkauf dieser Gebäude ist die Zustimmung des Parlaments erforderlich. Besonders der geplante Verkauf des alten Werkhofs in Effretikon ist politisch umstritten. Während sich das Parlament in einer ersten Debatte knapp für einen Verkauf aussprach, fordert eine Minderheit die Abgabe des Grundstücks im Baurecht. Es ist wahrscheinlich, dass diese Frage letztlich den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern zur Entscheidung vorgelegt wird.
Ausblick in eine unsichere Zukunft
Der Stadtrat blickt verhalten optimistisch in die Zukunft, betont aber die Notwendigkeit einer konsequenten Finanzdisziplin. "Je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, sind weitere Sparmassnahmen nicht ausgeschlossen", so Finanzvorsteher Philipp Wespi. Für das Jahr 2027 wird bereits eine mögliche Erhöhung des Steuerfusses auf 115 Prozent in Betracht gezogen.
Das nun vorliegende Budget und das Sparpaket werden am 4. Dezember vom Parlament beraten. Die Entscheidungen, die dort getroffen werden, sind wegweisend für die finanzielle Zukunft von Illnau-Effretikon und werden bestimmen, wie die Stadt den Spagat zwischen notwendigen Investitionen und dem Abbau des Schuldenbergs meistern kann.





