Die Einführung einer stadtweiten blauen Zone in Winterthur führt zu erheblichen Schwierigkeiten für lokale Gewerbebetriebe. Angestellte, die auf das Auto angewiesen sind, müssen ihre Fahrzeuge alle 1,5 Stunden umparkieren. Dies betrifft insbesondere Bäckereien, deren Personal oft in den frühen Morgenstunden mit der Arbeit beginnt, bevor der öffentliche Nahverkehr zur Verfügung steht.
Wichtige Punkte
- Winterthurer Gewerbetreibende haben Probleme mit Parkplätzen für ihre Angestellten.
- Die neue blaue Zone begrenzt die Parkzeit auf 1,5 Stunden in der ganzen Stadt.
- Bäckereien finden aufgrund des Parkplatzmangels kaum noch Fachkräfte.
- Stadtverwaltung lehnt Ausnahmegenehmigungen für Frühschichtarbeiter ab.
- Betriebe müssen Arbeitsabläufe an die Parkplatzsituation anpassen.
Neue Parkplatzregelung stellt Herausforderung dar
Seit der Einführung der neuen blauen Zone in Winterthur ist das Parkieren in der gesamten Stadt auf 1,5 Stunden begrenzt. Diese Regelung gilt ohne Ausnahmen. Dies führt zu einem erheblichen Problem für viele Angestellte, die auf das Auto angewiesen sind. Besonders betroffen sind Branchen, deren Arbeitszeiten nicht mit den Betriebszeiten des öffentlichen Nahverkehrs übereinstimmen.
Die Bäckerei-Conditorei Spatz in Winterthur ist ein Beispiel für die Auswirkungen dieser Regelung. Sandra Stauffer-Zürcher, die das Geschäft zusammen mit ihrem Bruder Ivo Zürcher leitet, berichtet von konkreten Problemen bei der Personalsuche. Zwei ehemalige Bäcker verliessen das Unternehmen nach ihrer Ausbildung, auch wegen des Parkplatzmangels. «Wir finden keine neuen Bäcker mehr – sie müssten alle 1,5 Stunden umparkieren», erklärt Stauffer-Zürcher.
Fakten zur blauen Zone
- Maximale Parkzeit: 1,5 Stunden
- Geltungsbereich: Stadtweit in Winterthur
- Ausnahmen: Keine für Privatautos von Angestellten
- Parkkarten: Nur für Firmenfahrzeuge erhältlich
Frühschichtarbeiter sind besonders betroffen
Das Hauptproblem für Bäckereien wie Spatz liegt in den frühen Arbeitszeiten. Bäcker beginnen oft um 3 Uhr morgens, Verkaufspersonal um 5 Uhr. Zu diesen Zeiten fahren in der Regel noch keine Busse oder Züge. Daher sind die Angestellten gezwungen, mit dem Auto zur Arbeit zu kommen. Dies ist in der Schweiz bei den meisten Bäckereien üblich.
In Winterthur ist diese Praxis durch die neue Parkplatzregelung stark eingeschränkt. Angestellte müssen ihre Fahrzeuge ständig umstellen. Dies unterbricht die Arbeit und führt zu zusätzlichem Stress.
«Wir finden keine neuen Bäcker mehr – sie müssten alle 1,5 Stunden umparkieren.»
Sandra Stauffer-Zürcher, Leiterin der Bäckerei Spatz
Sandra Stauffer-Zürcher wandte sich an die Stadtverwaltung, um eine Ausnahmegenehmigung für ihre Mitarbeiter zu erhalten. Eine Antwort auf ihre Anfrage blieb jedoch aus. Derzeit müssen die Bäcker und Verkäufer der Bäckerei Spatz ab 7 Uhr morgens alle 90 Minuten ihre Autos umparkieren.
Schwierigkeiten bei der Fachkräftesuche
Die Parkplatzsituation erschwert die Rekrutierung von Fachkräften erheblich. Es ist bereits schwierig, qualifizierte Bäcker zu finden. Wenn potenzielle Mitarbeiter dann noch aufgefordert werden, lange Anfahrtswege mit dem Fahrrad zurückzulegen, wird die Suche fast unmöglich. «Wenn sie ihnen dann noch sagen müssen, dass sie doch lieber mit dem Velo zur Arbeit fahren sollen – aus dem Thurgau oder woher sie auch immer sind – dann wird es schwierig», so Stauffer-Zürcher gegenüber 20 Minuten.
Diese Situation betrifft nicht nur die Bäckerei Spatz. Viele Gewerbetreibende in Winterthur stehen vor ähnlichen Herausforderungen. Die Attraktivität des Standorts als Arbeitgeber leidet unter den eingeschränkten Parkmöglichkeiten für Angestellte.
Hintergrund der Parkplatzdiskussion
Parkplatzregulierungen in Städten sollen den Verkehr reduzieren, die Umwelt entlasten und mehr Raum für Fussgänger und Velofahrer schaffen. Kritiker bemängeln jedoch oft, dass solche Massnahmen die lokale Wirtschaft und Pendler belasten. Ein Kompromiss, der alle Bedürfnisse berücksichtigt, wird oft als wünschenswert erachtet.
Anpassungen im Betriebsalltag
Auch Sandra Stauffer-Zürcher selbst ist von der Situation betroffen. Sie wohnt in einer Nachbargemeinde und fährt oft mit dem Velo zur Arbeit, um die wenigen vorhandenen Parkplätze ihren Angestellten zu überlassen. Bei schlechtem Wetter nimmt sie jedoch ebenfalls das Auto und muss dann das «Rösslispiel» des ständigen Umparkierens mitmachen. «Man muss halt seine Arbeit unterbrechen und alles liegenlassen», beschreibt sie die Unannehmlichkeiten.
Die Stadtverwaltung schlägt vor, Parkplätze auf privatem Grund zu mieten. Dieser Ratschlag ist für die Bäckerei Spatz derzeit nicht umsetzbar. «Derzeit gibt es keine weiteren mietbaren Parkplätze in der Nähe der Bäckerei», erklärt Stauffer-Zürcher.
Kreative Lösungen und zukünftige Hoffnungen
- Arbeitsplan angepasst: Die Bäckerei Spatz hat ihren Arbeitsplan an die verfügbaren Parkplätze angeglichen.
- Betriebszeiten verkürzt: Die Öffnungszeiten mussten angepasst werden, um die Belastung zu minimieren.
- Familienhilfe: Die Nichte von Sandra Stauffer-Zürcher hilft im Betrieb aus, um Engpässe zu überbrücken.
Trotz dieser Massnahmen hofft die Bäckerei Spatz weiterhin, neue Bäcker zu finden. Das Parkplatzproblem bleibt jedoch eine grosse Hürde. Es zeigt sich, dass städtische Regulierungen weitreichende Auswirkungen auf kleine und mittlere Unternehmen sowie deren Personal haben können.
Die Diskussion um Parkplatzregelungen in Städten ist komplex. Sie berührt Aspekte der Verkehrsplanung, Umweltfreundlichkeit und die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft. Eine Lösung, die alle Interessen angemessen berücksichtigt, bleibt eine Herausforderung für die Stadtverwaltung und die betroffenen Betriebe in Winterthur.





