Der Flughafen Zürich erweitert sein Angebot für die kommende Wintersaison mit neuen Direktverbindungen nach Nordeuropa und Afrika. Während die Reisebranche auf eine hohe Nachfrage setzt, zeigt sich die europäische Wirtschaft, insbesondere in Deutschland, verhalten. Gleichzeitig investieren Technologieunternehmen wie das Münchner Start-up Helsing massiv in zukunftsweisende, aber auch kontroverse Bereiche wie KI-gesteuerte Rüstung.
Das Wichtigste in Kürze
- Neue Flugziele: Der Winterflugplan 2025/26 ab Zürich umfasst 169 Ziele, darunter neue Edelweiss-Routen nach Luleå (Schweden) und auf die Kapverdischen Inseln.
- Verhaltene Wirtschaftslage: Die deutsche Regierung prognostiziert für das kommende Jahr nur ein leichtes Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent, das hauptsächlich von staatlichen Ausgaben getragen wird.
- KI in der Rüstung: Das Münchner Unternehmen Helsing entwickelt ein unbemanntes Kampfflugzeug mit künstlicher Intelligenz, das in vier Jahren serienreif sein soll.
- Flottenerneuerung: Swiss und Edelweiss nehmen im Herbst den neuen Airbus A350 in Betrieb, was auf eine Modernisierung der Langstreckenflotte hindeutet.
Reiselust trotz unsicherer Zeiten: Zürichs Flugplan wächst
Reisende ab Zürich dürfen sich auf mehr Auswahl im kommenden Winter freuen. Mit Inkrafttreten des Winterflugplans 2025/26 am 26. Oktober werden insgesamt 169 Destinationen in 71 Ländern von 58 verschiedenen Fluggesellschaften angeflogen. Dies signalisiert eine anhaltend starke Nachfrage im Reisesektor, der sich nach den unsicheren Jahren der Pandemie weiter stabilisiert.
Besonders die Fluggesellschaft Edelweiss baut ihr Streckennetz aus. Ab dem 19. Dezember werden erstmals Direktflüge nach Luleå in Schwedisch-Lappland angeboten. Zusätzlich erweitert die Airline ihr Angebot in Richtung Afrika mit zwei neuen Zielen auf den Kapverdischen Inseln: São Vicente und Praia.
Mehr Verbindungen nach Europa und Asien
Auch bewährte Sommerdestinationen bleiben im Winter erreichbar. Edelweiss verlängert die Verbindungen nach Bilbao (Spanien) und Tiflis (Georgien) in die kalte Jahreszeit. Ein weiteres Highlight ist die Wiederaufnahme der Direktflüge nach Colombo auf Sri Lanka, die zweimal wöchentlich stattfinden werden.
Easyjet stärkt ebenfalls seine Präsenz in Zürich. Die Airline fliegt neu täglich nach Pristina im Kosovo und zweimal pro Woche nach Bristol in Grossbritannien. Auch die Verbindungen in den Nahen Osten werden ausgebaut; so erhöht Etihad Airways die Frequenz ihrer Flüge von Abu Dhabi nach Zürich von 13 auf 16 pro Woche.
Neue Flugzeuge für die Langstrecke
Noch in diesem Herbst nehmen Swiss und Edelweiss ihre ersten Airbus A350 in Betrieb. Der Erstflug für Passagiere bei Swiss ist am 25. Oktober nach Palma de Mallorca geplant. Der erste Langstreckenflug mit dem neuen Flugzeugtyp soll am 20. November nach Boston führen. Diese Modernisierung verspricht mehr Effizienz und Komfort auf langen Reisen.
Wirtschaftlicher Gegenwind aus Deutschland
Während die Luftfahrtbranche optimistisch in die Zukunft blickt, bleibt die wirtschaftliche Lage in Europa angespannt. Insbesondere die deutsche Wirtschaft, ein wichtiger Motor für die gesamte Region, kommt nur langsam in Fahrt. Nach zwei schwierigen Jahren deuten die aktuellen Zahlen auf eine Stabilisierung hin, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau.
Die deutsche Bundesregierung rechnet für das kommende Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von lediglich 1,3 Prozent. Für das Jahr 2027 wird eine leichte Steigerung auf 1,4 Prozent prognostiziert. Katherina Reiche, Bundeswirtschaftsministerin, erklärte, dass ein grosser Teil dieses Wachstums auf staatliche Impulse zurückzuführen sei.
„Ein grosser Teil des Wachstumsimpulses dürfte aus dem Sondervermögen kommen sowie aus den Verteidigungsinvestitionen. Es ist kein Potenzialwachstum, aber es ist Wachstum, was durch den staatlichen Impuls zum Tragen kommen kann.“
Die deutsche Wirtschaft stagniert faktisch seit 2019. Faktoren wie die höheren US-Zölle belasten exportorientierte Unternehmen zusätzlich, und auch die Binnennachfrage erholt sich nur schleppend. Die Regierung setzt auf Massnahmen wie ein Investitionssofortprogramm und steuerliche Anreize, um die Konjunktur anzukurbeln.
Technologie als neuer Wachstumsmotor? Der Fall Helsing
In diesem Umfeld gewinnen hochspezialisierte Technologieunternehmen an Bedeutung. Ein Beispiel ist das erst 2021 in München gegründete Rüstungsunternehmen Helsing, das sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert hat. Das Unternehmen hat kürzlich eine Designstudie für ein unbemanntes Kampfflugzeug namens „CA-1 Europa“ vorgestellt.
Das Flugzeug soll elf Meter lang sein, bis zu vier Tonnen wiegen und bereits in vier Jahren serienreif sein. Der Erstflug ist für 2027 geplant. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, hat Helsing den schwäbischen Leichtflugzeugbauer Grob Aircraft übernommen. Damit sichert sich das Start-up die Fähigkeit, nicht nur Software, sondern auch die dazugehörige Hardware zu produzieren.
Vom Start-up zum Rüstungsgiganten
Helsing hat sich in kürzester Zeit zu einem der wertvollsten jungen Unternehmen Europas entwickelt. Mit rund 900 Mitarbeitern hat es bisher 1,36 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt und wird aktuell mit etwa zwölf Milliarden Dollar bewertet. Seit 2022 kommen KI-gestützte Kampfdrohnen des Unternehmens bereits im Ukraine-Krieg zum Einsatz.
Ein europäisches Angebot in unsicheren Zeiten
Die Entwicklung des „CA-1 Europa“ ist auch eine strategische Entscheidung. Gundbert Scherf, Mitgründer und Co-Chef von Helsing, betont die europäische Dimension des Projekts: „Mit CA-1 Europa, wie wir es genannt haben, machen wir Europa ein Angebot, dies von Europa aus für Europa zu tun.“
Dieses Projekt verdeutlicht einen tiefgreifenden Wandel: Während traditionelle Industrien wie in Deutschland stagnieren, entstehen in zukunftsträchtigen, aber auch umstrittenen Sektoren wie der KI-gestützten Verteidigung neue wirtschaftliche Schwergewichte. Diese Entwicklungen werfen komplexe Fragen zur Sicherheit, Ethik und der zukünftigen Ausrichtung der europäischen Wirtschaft auf.
Die parallelen Entwicklungen – wachsende Reiselust, eine stockende Konjunktur und der Aufstieg der KI-Rüstungsindustrie – zeichnen ein vielschichtiges Bild von Europa. Sie zeigen eine Gesellschaft im Umbruch, die zwischen Konsumfreude, wirtschaftlicher Unsicherheit und neuen technologischen Realitäten navigiert.





